BEET-
HOVENS
WIEN

28.2. - 1.3.2020
LOGENSAAL / FRANKFURT (ODER)

2020 | 2019 | 2018 | 2017

Beethovens Wien

„Muss das sein: Beethoven – schon wieder !?“ Angesichts einer Fülle vorliegender Filme, CDs oder Funkaufnahmen, die das Schaffen dieses Klassikers jederzeit greifbar machen, scheint diese Frage nicht aus der Luft gegriffen. Selbst wenn es seinen 250. Geburtstag zu feiern gilt (der ja auch als Anlass zu weiteren Gesamteinspielungen, Biographien oder Urtextausgaben dient), darf man diese Frage aufwerfen – man soll es sogar. Immerhin ist das Werk eines jeden nicht-zeitgenössischen Komponisten in mehr oder weniger ferner Vergangenheit entstanden: was kann es uns also heute zu sagen haben – die wir doch in gänzlich anderen Umständen leben, von technischen Errungenschaften profitieren, die unsere Lebensspanne erweitern und zugleich kurzlebiger gestalten? Schon die bloße Erinnerung daran, welch großen Zeitaufwand man seinerzeit betreiben musste, um von Wien aus die böhmischen Bäder zu erreichen (eine Fahrt, die man heute bequem in fünf Stunden hinter sich bringt), macht deutlich, wie unterschiedlich Lebensrhythmus und Zeitgefühl, wesentliche Elemente der Ausübung und Wahrnehmung von Musik, im Vergleich von damals und heute sein müssen. Ist Beethoven da nicht „überholt“? Sucht man nach Antworten, so stellt man fest, dass es keinen zweiten Komponisten gibt, dessen Schaffen bis heute für so viele seiner Kollegen richtungsweisend war, wie eben dasjenige Beethovens.

Franz Schubert

Arnold Schönberg

Johannes Brahms

Wolfgang Amadeus Mozart

Georg Kreisler

Johann Nepumuk Hummel

Tickets

Vorverkauf: 15 Euro / 8 Euro erm.
Abendkasse: 17 Euro / 10 Euro erm.
Festivalpass: 60 Euro / 40 Euro erm.

(Ermäßigungen für Arbeitslose, Studenten, Schüler ab 14 Jahre, Schwerbehinderte und eine berechtigte Begleitperson) Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre haben in Begleitung jeweils eines Erwachsenen freien Eintritt.

Tickets über:
Ticketservice Märkische Oderzeitung
Paul-Feldner-Straße 13
15230 Frankfurt (Oder)
Telefon: 0335 66599-558
Online: moz.de/ticket

Organisationsbüro PianOdra Klavierfest
c/o KleistMusikSchule
Humboldtstraße 3
15230 Frankfurt (Oder)
Telefon: 0335/27629356
Email: kontakt@kleistmusikschule.net

Programm

Freitag, 28. Februar 2020 - 18 Uhr

Eröffnungskonzert

“Beethovens Wien”

Jung Won Seibert-Oh Violine
Christian Seibert
Klavier
Dirk Lötfering
Moderation

Franz Schubert: Rondo für Violine und Klavier h-Moll, op. 70 D 895
Ludwig van Beethoven: Klaviersonate Nr. 21 op. 53, „Waldstein“ Allegro con brio;
Introduzione: Adagio molto; Rondo: Allegretto moderato
Arnold Schönberg: Sechs kleine Klavierstücke op.19
Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier und Violine Nr. 9 A-Dur op. 47 („Kreutzer-Sonate“)
Adagio sostenuto – Presto – Adagio; Andante con variazioni; Finale: Presto

Zum Beginn des Festivals präsentiert sich das Klavier solistisch und als Kammermusikpartner. Gleich im ersten Stück, dem großen Rondo in h-Moll von Franz Schubert, ist Letzterer gefragt: vor allem die Violine glänzt durch Virtuosität, während der Klavierpart zurückhaltender gesetzt ist. In der anschließenden „Waldstein-Sonate“ von Ludwig van Beethoven steht der Pianist vor umso größeren Herausforderungen: sie gehört zu Beethovens anspruchsvollsten Klavierwerken überhaupt. Seine unter dem Namen „Kreutzer-Sonate“ bekannte Komposition markiert bis heute einen Höhepunkt im gesamten Repertoire für Violine und Klavier. Dabei tritt das Klavier als gleichrangiger Partner der Violine auf: so entsteht ein konzertanter Dialog zwischen zwei so unterschiedlichen Instrumenten, der Virtuosität mit spielerischer Kommunikation auf höchstem Niveau verbindet. Zwischen diese beiden Meisterwerke der Wiener Klassik tritt mit den Sechs kleinen Klavierstücken von Arnold Schönberg Musik der „Neuen Wiener Schule“. 1911 entstanden, bilden diese Miniaturen einen Ende- und Wendepunkt einer über hundertjährigen Tradition, die von der Wiener Klassik entscheidend geprägt wurde.

Freitag, 28. Februar 2020 - 20.30 Uhr

Jazzkonzert

“Europe Variations”

Søren Gundermann Klavier

Im Januar 1972 erklärte der Europarat das Hauptthema des letzten Satzes aus Beethovens neunter Symphonie zu seiner Hymne und beauftragte den Dirigenten Herbert von Karajan mit dem Arrangement je einer Version für Klavier solo, Blas- und Symphonieorchester. 1985 wurde die Melodie auf Vorschlag des Adonnino-Ausschusses von den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaften als offizielle Europa-Hymne angenommen. Um keiner europäischen Sprache den Vorzug zu geben, fiel die Wahl auf die reine Instrumentalfassung ohne Friedrich Schillers Ode „An die Freude“. Der Pianist Søren Gundermann stellt sich der Herausforderung, der schlichten, schönen und doch so bedeutungsvollen Melodie ein ganzes Konzertprogramm zu widmen. In seinem Jazzklavierzyklus „Europe Variations“ wird sie in 14 Variationen und Zwischenspielen aus ganz verschiedenen Perspektiven betrachtet. Inspiriert durch unterschiedliche Einflüsse von Jazz über Weltmusik, Klassik und Rock zeigt jede Variation die Melodie in einem anderen Licht, wobei sie oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist. Mal kommt sie als wilder spanischer Tanz daher, mal als poetische impressionistische Ballade, mal wird sie mit einem Augenzwinkern zur barocken Miniatur und mal zur groovigen Funk-Nummer. In leidenschaftlichen Improvisationen wird die Melodie dabei immer wieder auf ihre Aktualität hin befragt, während das Klavier sich neben seiner gewohnten Rolle auch als Zupf-, Perkussions- und sogar Streichinstrument versucht. Indem die Musik ergründet, wie die Hymne in verschiedenen Kulturräumen klingen könnte, geht sie nicht nur auf eine unterhaltsame Klang-Reise, sondern entdeckt auch eine Vielfalt von spannenden Interpretationen der Idee Europa.

Das Konzert ist zugleich das Record Release Concert der CD „Europe Variations“, die am 28. Februar bei dem Potsdamer Label Meletoi erscheint.

Samstag, der 29. Februar 2020, 16 Uhr

Konzertlesung

„Per aspera ad …“ Beethoven-Spuren

Ji-Yeoun You Klavier
Dirk Lötfering Sprecher

„Genie“, „Titan“: Titel wie diese, formuliert schon zu Beethovens Lebzeiten und im Lauf der Romantik bis ins Göttergleiche gesteigert, betreffen Wirken und Werk des Künstlers – der Mensch verschwindet dahinter fast völlig. Allenfalls werden sein aufbrausendes Wesen und die schwierigen Umstände, die sein Leben aufgrund seiner Ertaubung belasteten, zur emotionalen Steigerung dieses gefeierten Künstlertums benutzt – kaum erinnert man sich an Beethovens ärmliche Kindheit, die Fürsorge für seine Brüder und deren Familien, die Abhängigkeit von wechselnden Mäzenen oder schlicht die Sorge um verschwundene Kaffeebohnen. Wie Beethoven beides, Künstler- und Menschentum, unter wahren Kämpfen vereinigen musste, wird in einem Wort-Musik-Programm erlebbar, dass originale und fiktive Texte mit ausgewählten Klavierwerken verschmilzt. Entsprechungen von realer und geistiger Welt treten dabei ebenso zutage wie schroffe Brüche und Kontraste - nicht umsonst trifft Beethovens Wahlspruch „per aspera ad astra“ nicht nur auf das Wesen seiner Kunst zu: es steht als Motto über einem Lebensweg, dessen viele Schatten den Kämpfer Beethoven dennoch nicht entmutigen konnten.

Samstag, der 29. Februar 2020, 18 Uhr

Klavierrezital

„Variatio delectat“

Kurt Seibert Moderation
Dirk Lötfering Moderation

Johannes Brahms: Variationen und Fuge über ein Thema von Händel op. 24 (1861)
Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate Nr. 11 A-Dur KV 331 (300i) Andante grazioso – Adagio – Allegro; Menuetto – Trio; Alla turca. Allegretto
Ludwig van Beethoven: Sonate c-Moll op.111 (1821–22) Maestoso – Allegro con brio ed appassionato; Arietta. Adagio molto semplice e cantabile

Mit seinen 32 Klaviersonaten hat Ludwig van Beethoven ein Oeuvre geschaffen, das im Nachhinein als das „Neue Testament der Klaviermusik“ gefeiert wurde. Fast ebenso bedeutend ist seine Leistung im Bereich der Variation: unter seinen Händen verliert sie ihren verspielten Charakter und gewinnt künstlerisch ernsthaften Anspruch. Seine Technik der motivischen Arbeit bestimmt nicht nur die musikalische Entwicklung in Sonaten oder Sinfonien: auch in seinen Variationszyklen prägen sie den Verlauf auf völlig neue Weise. In seiner letzten Klaviersonate opus 111 verbindet Beethoven diese zwei so unterschiedlichen Formen zu einem einzigartigen Ganzen. Neben diesem Höhepunkt der Klaviermusik überhaupt präsentiert das Programm mit Wolfgang Amadeus Mozarts berühmter Sonate in A-Dur (einem kompletten Variationszyklus, dem untypischerweise keinerlei Sonatensatz zugrundeliegt) eine prominente Vorgängerin – und mit den Händel-Variationen von Johannes Brahms ein Werk des Komponisten, der schon zu seiner Zeit als Beethovens Erbe galt.

Samstag, der 29. Februar 2020, 20.30 Uhr

Liederabend

„Die alten, bösen Lieder“

Lieder von Georg Kreisler mit
Jörg-Martin Willnauer Gesang und Klavier

In seinem Programm interpretiert der Grazer Sänger und Pianist Jörg-Martin Willnauer bekannte und weniger bekannte Chansons von Georg Kreisler auf eigene Weise und schlägt gekonnt eine Brücke zwischen dem in Wien gebürtigen „Großkünstler“ der witzig-bösen Lieder und dem Komponisten-Genie Ludwig van Beethoven.

Brief von Georg Kreisler an Willnauer:
„Lieber Herr Willnauer, endlich bin ich dazu gekommen, Ihre CD mit meinen Liedern zu hören. Sie hat mir sehr gut gefallen. Sie haben eine ganz eigenwillige Interpretation, die mit keiner anderen zu vergleichen ist, und das Publikum honoriert das auch. Auch Ihr Klavierspiel ist ausgezeichnet, die so wichtige Balance zwischen Klavier und Gesang wird durchwegs eingehalten, was heute leider nicht mehr selbstverständlich ist. Kurz und gut, nur weiter so und danke! Georg Kreisler. 13.10.2010“

Sonntag, der 1. März 16 Uhr

Familienkonzert für Kinder (ab sechs Jahren)

Wunderkind Mozart –
Ein kindlich biografischer Blick auf Wolfgang Amadeus

Christian Seibert Klavier
Friederike Biermann Sprecherin und Moderatorin
Schüler der Erich Kästner Grundschule

Was ist denn ein Wunderkind? Was muss man können, um eins zu sein? War Mozart wirklich ein Wunderkind oder wurde er nur von Anderen dazu gemacht? Wie hat wohl sein Leben ausgesehen, was hat ihn beschäftigt, inspiriert und angetrieben? Durfte Mozart in die Schule gehen und mit anderen Kindern zusammen lernen? Hatte er Geschwister? Wie alt war er, als er sein erstes Musikstück komponierte und wie kommt es, dass uns seine Musik so anrührt? Dieses Kinderkonzert ist gefüllt mit biografisch angeordneter Klaviermusik, mit Anekdoten, Briefen, mit Spielen und Singen und lädt ein zum Mitmachen und zu hörendem Genießen. Und dann gehst Du aus dem Konzert mit neuen Geschichten zum Wundern …

Sonntag, der 1. März 18 Uhr

Abschlusskonzert

„Primus inter pares“ –
Kammermusik mit Klavier und Streichern

Wolfgang Manz mit Studierenden der Hochschule für Musik, Nürnberg

Ludwig van Beethoven: Quartett Es-Dur op. 16 Grave – Allegro ma non troppo; Andante cantabile; Rondo: Allegro ma non troppo
Johann Nepumuk Hummel: Quintett es-moll op. 87 Allegro e risoluto assai; Menuetto: Allegro con fuoco; Largo; Finale: Allegro agitato
Franz Schubert: Forellenquintett A-Dur op. 114 Allegro vivace; Andante; Scherzo: Presto; Andantino: Thema con variazioni; Finale: Allegro giusto

Zum Abschluss präsentiert sich das Klavier nicht als Soloinstrument, sondern als versierter Kammermusik-Partner, der es gelernt hat, einem Ensemble verschie-dener Instrumente gegenüberzutreten. Dabei geht Beethoven, der als Pianist sehr oft Kammerkonzerte mitgestaltet hat, mit gutem Beispiel voran: sein frühes Es-Dur-Quintett war ursprünglich für Klavier plus vier Blasinstrumente gesetzt; erst nach dem großen Erfolg der Uraufführung arbeitete Beethoven das Stück für Streicher um – in dieser Fassung wurde es womöglich noch populärer. In beiden Versionen nimmt das Klavier eine herausragende Stellung ein, was Johann Nepomuk Hummel, ebenso wie Beethoven und Mozart früh als Wunderkind am Klavier gefeiert und mit beiden Meistern befreundet, zu seinem Streichquintett in Es inspirierte. Und Franz Schubert, ein glühender Verehrer Beetho-vens, komponierte eines seiner bekanntesten Werke unter Bezugnahme auf eben dieses Werk Hummels: das sogenannte Forellen-Quintett. Diesen populären Namen verdankt es seinem vierten Satz, einer Variationsreihe auf Schuberts gleichna-miges Klavierlied – aber seine bis heute ungebrochene Beliebtheit beruht ebenso sehr auf dem heiteren und spielfreudigen Zusammenwirken aller Instrumente.